19.03.24

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Vorbemerkung von webWürselen

'Düvel' ist das Wort für "Teufel" im Würselener Dialekt. Der 'Düvel', um den es hier geht, ist eine Figur eines Teufels am Turm von St. Sebastian. Zumindest ist es das, was viele denken. Der folgende Text stammt aus dem Buch "Würselen - Geschichte einer Stadt". Dort wird etwas anderes vermutet: Der Düvel ist ein Löwe. Und was man am Turm betrachten kann, ist nur eine Kopie.

St. Sebastian

St. Sebastian: Im Turm, rechts unterhalb der Kirchenuhr befindet sich 'Düvel'

Der 'Düvel' am Turm von St. Sebastian

Der Düvel am Turm, so wie ihn viele kennen
Nur eine Kopie?

Wie es auch immer sein. Man muss den 'Düvel' kennen; Er ist schließlich das Wahrzeichen der Stadt. Würselen wird eben auch die 'Düvelstadt genannt. Wenn das im Folgenden stimmt, wäre Würselen eigentlich die 'Löwenstadt', aber davon gibt es ja viele ...

Nach der Trennstrich geht es weiter mit dem Original-Text aus dem Buch.

Weiter nach Originalvorlage


Wer von Würselen spricht, muss auch vom Teufel sprechen, oder besser gesagt vom „Düvel". Der Düvel ist das Erkennungszeichen der Würselener, so wie man am „Klenkes" den Aachener oder an der „Blootwoesch" den Kölner von seinen Nachbarn unterscheidet.

Begegnen sich zwei Würselener, die einander nicht kennen, irgendwo außerhalb ihrer Heimatstadt und kommt dann im Gespräch heraus, dass beide von Würselen stammen, fällt ganz bestimmt der berühmte Satz: „Bes de va Wöschele, da kenns de och dr Düvel!" Für Nichteingeweihte noch einmal auf Hochdeutsch: „Bist du von Würselen, dann kennst du auch den Teufel."

Original 'Düvel'

Das Original des Düvels
Quelle: "Würselen - Geschichte einer Stadt"
© Stadt Würselen

Natürlich kennt der also Angesprochene den Düvel oder glaubt ihn wenigstens zu kennen, die steinerne Figur hoch oben am Turm der Pfarrkirche St. Sebastian, dem „Dom“ von Würselen. Aber wer weiß schon wirklich, was es mit diesem Düvel, dem Würselen sogar den Beinamen „Düvelstadt“ verdankt, auf sich hat?

Eine der Deutungen besagt: Der Düvel ist gar kein Teufel, sondern - ein Löwe. Sicher ist jedenfalls, dass der Düvel, der in einer Nische an der Außenseite des Turmes zu sehen ist und unverwandt und drohend in Richtung Aachen blickt, nicht der „Originaldüvel“ ist. Er ist eine Nachbildung, während die echte, schon arg verwitterte Figur aus dem 11. oder 12. Jahrhundert den Schutz einer Turmnische unter dem heutigen Kirchendach genießt.

Wer sich über das Gewölbe zu ihr vorwagt, erwischt aus der Dunkelheit ihren finsteren Blick, und so mag sich im Laufe der Jahrhunderte aus einem grimmig im Dunkel hockenden Löwen die Legende vom Düvel gebildet haben.

Wie aber ist die Löwenfigur - wenn es überhaupt ein Löwe ist - in ihr Versteck unter dem Kirchendach gekommen? Man kann annehmen, dass bei der etwa im 12. Jahrhundert anstelle der früheren Holzkirche errichteten Steinkirche der Kirchturm das Dach des dreischiffigen Langhauses weit überragte. Wie bei vielen romanischen Kirchen dieser Zeit standen auf jeder Seite des von Bogen und Nischen gegliederten Turms zwei Löwenfiguren - sinnbildhafte Wächter und Verteidiger des Gotteshauses. Als später das Kirchendach höhergezogen wurde und am Turm bauliche Veränderungen vorgenommen wurden, verschwanden die Löwenfiguren. Nur dort, wo unter dem Kirchendach noch ein Stück des ursprünglichen Turms auf der Seite zur Kirche hin erhalten ist, hat auch einer der Löwen seinen angestammten Platz in der Nische behalten, jetzt allerdings durch das höhere Kirchendach den Blicken entzogen. Weithin sichtbar dagegen ist die Nachbildung an einer der Außenseiten des Turms, übrigens etwa in derselben Höhe, auf der sich auch der echte alte Düvel in seinem Versteck auf der verdeckten Turmseite verborgen hält.

Eine andere Erklärung sieht in dem Düvel keinen Löwen, sondern tatsächlich einen Dämon, wie er vielfach von den romanischen Kirchenbauern in Stein gebannt wurde, um im Reich Gottes und der Kirche kein Unheil mehr anrichten zu können. In diesem Fall wäre dem Düvel gewissermaßen eine Aufgabe zugefallen, die häufig zitiert wird - den Teufel durch Beelzebub auszutreiben.

Die Pfarrkirche St. Sebastian steht am Anfang der Geschichte von Würselen: Diese Kirche war es, die Ludwig der Deutsche mit seiner Urkunde vom 17. Oktober 870 dem Abt Ansbold von Prüm übertrug. In der Schenkungsurkunde wird erstmals der Name Würselen erwähnt — allerdings in der damals noch geläufigen Form als „Wormsalt". Im Laufe der Jahrhunderte hat die Kirche ein wechselvolles Schicksal durchgemacht. Mehrmals fast verfallen oder völlig zerstört, wurde sie immer wieder an derselben Stelle aufgebaut und wiederholt vergrößert. Man empfand wohl deutlich, dass der Marktplatz mit dem breitausladenden, Basilika-ähnlichen Bauwerk der Kirche zur eigentlichen Mitte Würselens mit seinen zahlreichen räumlich auseinanderstrebenden Ortsteilen geworden war, und tat daher alles, um dem Ort diese Mitte zu erhalten. Als wohl bedeutendster in der Reihe der Baumeister dieser Kirche, dessen stilprägende Handschrift noch heute an Teilen des Würselener „Doms" deutlich abzulesen ist, errichtete der Aachener Meister Mefferdatis in den Jahren von 1725 bis 1732 in Verbindung mit dem Bruchsteinturm des 12. Jahrhunderts ein dreischiffiges Langhaus, das knapp zweihundert Jahre später noch einmal erweitert wurde, wobei die Kirche im Wesentlichen ihre heutige Form erhielt.

 


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